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Marine-Generalarzt a. D. Dr. med. Richard Kleffel (1850–1919)
Leitender Arzt

Juli 1906

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August 1906

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September 1906

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Dienstag, 28. August 1906
Wetter gut, nur gegen Abend u. Nachts bitterkalt (4°). Friere in meiner Bude wie Schneider. Zur Abwechslung heute wieder einmal Radau. Gestern waren in Wurst Maden gefunden. Ich stellte fest, dß Wurst an sich tadellos, Gewürm anders woher an Essen gekommen sein muß. Leute glauben mir. Heute entdecken wir dß Mostrich |1| der Attentäter. Köchin hat Topf nicht sauber u. unzugedeckt gehalten u. nun wimmelt es darin von Würmern. Wer kann, wenn nicht zufällig darauf kommen. Daß in Mostrich Maden gehen u. leben, wußte ich noch nicht. Gelingt mir wieder mit Recht erregte Gemüter der Pat. |2| zu beruhigen, als mir Mittags gemeldet wird, dß sich auch in Nudeln der Fleischbrühe Maden gefunden. Frau H. |3| natürlich außer sich. Könne nicht mehr aufpaßen, wie sie es täte. In Küche u. Vorratsräumen alles reinlich. Leute müßten Schabernack treiben. Fast könnte man es glauben. Trotzdem Frau H. |3| eingehend Vorstellungen gemacht. Dergl. |4| dürfe eben nicht passieren. Gesinde müße
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 31. August 1906]
noch mehr kontrolliert werden. Ist in d. Tat Mordspech. In anderen Sachen geben sich wirklich größte Mühe. Garten u. Haus in guter Ordnung, auf mein Betreiben wird jetzt bereits Tageraum hergerichtet. Nun wird plötzlich in dem dazu bestimmten Zimmer unter Fußboden Schwamm entdeckt. Kurzum man kommt aus unangenehmen Ueberrraschungen nicht heraus. In Folge dessen wird unmöglich Spaziergang zu machen, den Zustand der Kranken sonst gut gestatten würde. Abds. |5| folge Einladung Dr. Wiemann |6| zum Rebhuhnessen. Dazu noch Emil Hofmann |7| u. Pastor Stünckel |8|. Sehr gemütlich mit Studentenliedern etc. Sitzen bis nach 12h. Frau W. |9| ansch. |10| nette Dame. Er mächtig zuvorkommend. Höre etwas Sülzhayn Klatsch. Frau Dr. H. |3| kommt nicht gut fort – Französin – , ebenso soll der alte Pastor Preu |11| ein Ekel sein u. Hr. Thimm |12| ein geradezu gefährlicher Filou |13|, namentlich in seinem Liebesleben. Trotzdem junge, forsche Frau – Oberweiberjäger.
|1| Mostrich: siehe Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Senf)
|2| Patienten
|3| Marie Hirschfeld geb. Feraud verw. Stubbe (1869–1949), Besitzerin des Sanatoriums »Otto Stubbe«
|4| dergleichen
|5| abends
|6| Dr. med. Carl Wiemann (1860–1922), Leitender Arzt an mehreren Sanatorien im Dorf Sülzhayn
|7| Emil Hoffmann (1868–1945), Besitzer des Sanatoriums »Kurhaus« und Schwager von Dr. med. Emil Kremser
|8| Hermann Stünkel (1870–1956), Pastor collaborator in Sülzhayn
|9| Elisabeth Wiemann geb. Stoltenberg-Lerche, genannt Else (1868–1957)
|10| anscheinend
|11| Hermann Preu (1838–1912), Pastor in Sülzhayn
|12| Otto Timm (1874–1939), Besitzer des Sanatoriums »Waldpark«
|13| Filou: siehe Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Filou)
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