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Marine-Generalarzt a. D. Dr. med. Richard Kleffel (1850–1919)
Leitender Arzt

Juli 1906

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August 1906

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September 1906

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Freitag, 6. Juli 1906
Auch heute verbietet strömender Regen einen Spaziergang am Morgen. Ich muß zur Gymnastyk greifen um Körper Bewegung zu geben. Ich sollte V. M. |1| mit Kr. |2| zu einer Operation nach Nordhausen fahren. Da es aber einer Kranken (Frl. Schmidt. Wernigerode) recht bedenklich geht, erbiete mich im Hause zu bleiben, obschon Kr. |2| der immer in d. Hetze ist, kaum verständliche Order gibt. Darüber klagt auch bereits der Ass. Arzt |3|. Alles überstürze sich, soviel wird zugleich vorgenommen, das nichts recht fortschritte. Ich tröste ihn, indem Eingreifen nach unserem Gutdünken zusage, unter Uebernahme der Verantwortung. Merke schon heute, daß es tüchtig zu tun geben wird. Wäre mir recht. Einarbeiten werde mich schnell. Dr. R. |4| scheint im Fach tüchtig zu sein, aber auch ein Schlaufuchs u. nicht ohne jüdische Dreistigkeit. Ob das mit Kr. |2| fahren wird? Tageseinteilung ist 8h Frühstück. 8 ½h.
[Fortsetzung der Aufzeichnungen am Ende des Tagebuches unter »Familiengedenktage August«]
Krankenbesuche der Bettlägerigen in Anstalt, 9–10 ½h. Sprechstunde in Anstalt. Zweites Frühstück im Sprechzimmer. Dann Visite im Sanatorium. Danach – 12 ½h. Aufnahmen, Entlassung etc. in Anstalt. Sprechstunde im Sanatorium. 1–2h. Ruhe. 2–3 Mittagessen. 3–4 Pause. 4h. Kaffe im Sprechzimmer, dann bis 6 ¼h. Untersuch., Visiten etc. Freizeit – 7 ½, wo zu Abend gegessen. Da bleibt wenig Zeit übrig, zumal wenn noch Gutachten zu schreiben sind. Kr. |2| drückt mir ein solches für Reichs. Versich. Amt in Hand. Bringt 20M. |5| dem Aussteller. Wenn möglich hätte an Assist. |3| gegeben. Nun bäte mich einzuspringen. Mir schon recht, das ist ja mein Fach. Ich kann eben nur noch Zeitungen Durchfliegen u. nach Abendessen ein wenig im Wald promenieren. Hunderte von Johanniswürmchen glühen in Luft. Dann arbeite bis nach Mitternacht.
|1| Vormittag
|2| Dr. med. Emil Kremser (1859–1947), Chefarzt an der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn
|3| Assistenzarzt
|4| Dr. med. Alfred Rosenstein (1877–?), Assistenzarzt an der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn
|5| 20 Mark
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