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Marine-Generalarzt a. D. Dr. med. Richard Kleffel (1850–1919)
Leitender Arzt

Juli 1906

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September 1906

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Donnerstag, 12. Juli 1906
Nachts tobt ein wildes Wetter, Sturm u. Regen. Auch heute hält das an, am N. M. |1| regnet aber nicht mehr. Dabei so energische Abkühlung, daß man sich warm kleiden muß. Witterung zu verdreht. Wieder tüchtig in Arbeit, da im Privatsanat. |2| mithelfe. Dränge dazu um an fact zu sein, wenn Kr. |3|, wie andeutet sich zeitweise vertreten lassen will. Handl |4| schickt langen Brief mit guten Nachrichten. Ich finde gegen Abend Zeit zu Spaziergang in Wald. Später gearbeitet. Kr. |3| kommt auf Heinz Br. |5| zu sprechen u. teilt mir mit, daß er ihn aus Freundschaft für den alten Kollegen als seinen Gast im Sanatorium habe. Allerdings hülfe er ein wenig mit: Schreiben von diktierten Krankengeschichten. Hätte ihm aber derart Unfug gemacht, dß nur aus Rücksicht auf alten Br. nicht an Luft gesetzt habe. Liebeleien mit einer Krankenschwester, die er nun entlassen habe u. mit einer jungen Patientin, die jetzt ebenfalls fort. Dann an Geburtstag von Kr. |3| trotz strenger Warnung stier |6|
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 11. Juli 1906]
betrunken gewesen, gegen ihn u. seine Frau geradezu unverschämt. Hätte sich als »Corpsstudent« aufgespielt u. einen Lärm vollführt, daß ganzes Haus in Aufruhr versetzt. Erst mit Hilfe von Wärtern sei zu bändigen gewesen.
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 17. Mai 1906]
Am anderen Tage hätte Br. |5| Sache auf leichte Schulter nehmen wollen, Kr. |3| ihm aber Standpunkt gründlich klar gemacht, was übrigens vorher bereits ein Pat. Dr. schon getan, ein alter Herr, den Br. |5| brüsk darüber zur Rede zu stellen versucht habe, dß er | Dr. Sch. | seine Br's. |5| Dulcinea |7| auf das Ungehörige ihres Benehmens aufmerksam gemacht hat. Br. |5| hätte nicht für gut befunden sich bei ihm od. bei seiner Frau zu entschuldigen. Heutige Jugend!
|1| Nachmittag
|2| Sanatorium Dr. Kremser
|3| Dr. med. Emil Kremser (1859–1947), Chefarzt an der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn
|4| Johanna Kleffel geb. Kühnemann (1874–1937), Ehefrau von Dr. med. Richard Kleffel
|5| Cand. med. Heinz Braune (1884–?)
|6| stieren = starr blicken
|7| Dulzinea = Freundin, Geliebte
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