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Marine-Generalarzt a. D. Dr. med. Richard Kleffel (1850–1919)
Leitender Arzt

Juli 1906

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Montag, 23. Juli 1906
Nachts hat natürl. wieder gegossen u. während des Tages planscht es auch alle Augenblick. Land u. Luft nun derart durchfeuchtet, daß man dadurch (dumpnen) entschieden unangenehm in seinem Befinden beeinflußt wird. Ich fühle mich schändlich matt, habe Kopfdruck u. muß mich zusammennehmen meine Arbeit zu tun, die heute dazu wieder besonders reichlich. Kr. |1| übergibt mir vor Personal u. Patienten offiziel die Leitung der Anstalt, natürl. aber wieder im Fluge. Bin nicht im Stande über notwendigsten Dinge Auskunft zu erhalten. Ich hoffe auf Unterstütz. der ruhigen u. umsichtigen Oberschwester Eva – u. auf meinen guten Willen. Kr. |1| verschwindet in seinem Bureau u. klart mit Hilfe seiner Frau auf. Sie klagt mir ihr Leid. Sei fast immer allein, Mann in d. Arbeit, Kinder auswärts. Ich glaube sie drehte der ganzen Sache gern Rücken. Zu Spaziergang komme heute garnicht. Gegen Abend komme mit Ehepaar ins Erzählen. Für »Rottwiese« hat Kr. |1| nur »ruhiges Abwarten« |2|. Nun hat aber wieder andere Idee
[Fortsetzung der Aufzeichnungen am Ende des Tagebuches unter »Familiengedenktage Oktober«]
Im Dorf hat ein Dr. Hirschfeld |3| (nicht Jude) ein Sanatorium (63 Betten) für Versich. Kranke u. steht auch in Verb. mit einem Anstaltsbesitzer Hr. Timm |4|. H. |3| selbst hochgradig tuberkulös, ist abwesend u. für ihn nun Leiter ein früherer Assist. von Kr. |1| Dr. Zickgraf |5|, der sich anscheinend mehr als rüpelhaft benommen, sodaß ihm zum 1/10 d. J. |6| gekündigt ist. Nun will Kr. |1| mich an diese Stelle bringen, die sich seiner Ansicht nach bald als begehrenswert gestaltet müße, da Dr. H. |3| entschied. nicht mehr arbeitsfähig werden wird. Das bestätigt auch Frau Dr. H. |6| – eine geb. Französin – deren sonst ganz nettes Aussehen eine unglaublich lange u. verbogene Nase verunziert. Ansch. |7| aber nette u. energische Dame, die sofort auf unsere Pläne eingeht, sofern ihr Mann nicht schon, wie er wollte – anderen Arzt engagiert hat – u. mich dringend bittet mit ihr mich demnächst zu besprechen.
|1| Dr. med. Emil Kremser (1859–1947), Chefarzt an der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn
|2| Auf der Rottwiese sollte ein Sanatorium errichtet werden. Das nicht realisierte Bauvorhaben war ein gemeinsames Projekt von Dr. med. Emil. Kremser und Dr. med. Richard Kleffel.
|3| Dr. med. Hermann Hirschfeld (1875–1907), Leitender Arzt am Sanatorium »Otto Stubbe«
|4| Otto Timm (1874–1939), Besitzer des Sanatoriums »Waldpark«
|5| Dr. med. Goswin Zickgraf (1879–1944), 1906 Leitender Arzt am Sanatorium »Otto Stubbe«
|6| 1. Oktober diesen Jahres
|7| Marie Hirschfeld geb. Feraud verw. Stubbe (1869–1949), Besitzerin des Sanatoriums »Otto Stubbe«
|8| anscheinend
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