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Marine-Generalarzt a. D. Dr. med. Richard Kleffel (1850–1919)
Leitender Arzt

Juli 1906

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Donnerstag, 26. Juli 1906
Kaum glaublich haben wir auch heute einen köstlichen Tag. Bin gegen 12h. mit laufenden Arbeiten fertig u. kann etwas in Wald. Vergeblich versuche ich in Rothesütte Karl |1| zu sehen. Ist mit Kindern auf Ausflug. Auch Dr. Locke |2| hat sich nach Brocken aufgemacht. Karl |1| bittet mich telefonisch um meinen Besuch zum Abend, da er morgen abreisen muß. Gehe also wieder hin u. bleibe dort zum Essen. Rückweg durch Wald prächtig. Karl schildert mir seine Verhältnisse u. daß er nicht im Stande sei mit seinen Einnahmen den an ihn herantretenden Ansprüchen zu genügen. Sein an sich schon geringes Vermögen schmelze immer mehr zusammen u. er wisse nicht, wie Zukunft der Seinen sichern solle. Er fürchte daß er im Dienst nicht weiterkomme, nicht Intendant würde u. da träte an ihn Frage heran, ob er sich nicht nach anderer u. einträglicher Tätigkeit umsehen solle. Na, darauf ist bald geantwortet. Wie ihm so geht Tausenden. Ist es z. B. bei mir nicht genau dasselbe? Warum
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 5. Februar 1906]
soll er sich nicht umsehen nach Besserem u. falls er es findet zugreifen, vorher aber die warme Schüssel aus der er anständig u. bequem noch viele Jahre füttern kann, nicht bei Seite schieben. Wie schwer hinterher etwas Günstiges findet, daß kann er ja auch tagtäglich erfahren. Er soll sorgen, daß er seinen Kindern gute Erziehung gibt, sie befähigt einst selbst zu vererben. Bequemer allerdings, wenn man andere für sich arbeiten läßt u. sie dann beerbt. Wer hat mir jemals etwas gegeben. Mit meinen 56 Jahren soll jetzt Quälerei u. Schinderei wieder anfangen? Wer fragt danach, wie bitter mir dieser Bissen! Er soll vernünftig sein u. Gott danken, dß in Position, aus der ihn niemand vertreiben kann. So schrieb mir auch Mika u. bat mich in diesem Sinne ihrem ewig unzufriedenen Karlmann seinen dicken Kürbißkopf zu waschen.
|1| Karl Ferber, Schwager von Dr. med. Richard Kleffel
|2| Dr. med. Edwin Allen Locke (1874–1971), Hospitant aus Boston/Massachusetts (USA)
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