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Neubau eines Sanatoriums für Herrn Rudolf Wasmund in Sülzhayn (Süharz)

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Entwurf für das Sanatorium »Sonnenfels« (vereinfacht ausgeführt)

»Das zu errichtende Sanatorium besteht aus dem Hauptgebäude mit anschliessenden Liegehallen und angebautem Wohnhaus.

Das Hauptgebäude enthält Wohn- und Tageräume für 31 Kranke. Im Kellergeschoss liegen neben einem Pförtnerzimmer die Vorratsräume, Kochküche, Waschküche, Roll- und Plättstube, die Heizungsanlage und ein Leichenkeller.

Das Erdgeschoss enthält das Gesellschaftszimmer, den Speisesaal und das Bureau, ausserdem sind im Erdgeschoss 6 Einbettzimmer, davon 5 mit direkt anschliessender Liegehalle untergebracht.

Das erste Obergeschoss enthält 8 Einbettzimmer und 1 Zweibettzimmer. An der Hinterfront ist ein Raum für die Oberschwester mit anschliessendem Untersuchungszimmer sowie Lese- und Wartezimmer untergebracht.

Im zweiten Obergeschoss sind 11 Einbettzimmer und 2 Zweibettzimmer.

Im Dachgeschoss sind 2 Mädchenkammern vorgesehen.

Das angebaute Wohnhaus enthält im Keller Anrichteräume und Vorratsräume, in den beiden darüber befindlichen Etagen die Wohnräume des Besitzers und im Dachgeschoss Wohnräume für das Küchenpersonal.

Die gesamten Räume erhalten eine Warmwasserheizung, ausserdem eine centrale Warmwasserversorgung. Die Beleuchtung soll durch Anschluss an die zu errichtende elektrische Licht-Centrale erfolgen, die Wasserversorgung durch den Anschluss an die vorhandene Gemeinde-Leitung. Da jedoch der Wasserdruck nicht bin in die oberen Etagen reichen wird, ist beabsichtigt, durch eine elektrisch betriebene Pumpe das Wasser in ein im Dachboden befindliches Reservoir zu befördern und von hier aus den oberen Räumen zuzuleiten. Die Lage des Reservoirs ist im Projekt eingezeichnet, dasselbe hat 2cbm Inhalt.

Für die Beseitigung der Fäkalien ist bis zur Fertigstellung der beabsichtigten Kanalisationsanlage das Tonnensystem gewählt.

Die Abwässer gehen durch eine Klärgrube, von welcher die Ausführungszeichnung in zweifacher Ausfertigung beiliegt. Die Wirkungsweise derselben ist ohne weiteres ersichtlich und geben die Pfeile den Weg des Wassers an. Die Grube hat 3 Abteilungen von denen die Abteilung a und b dazu dienen, die Sinkstoffe abzuwässern, während die Abteilung c mit einer groben sowie feinen Kiesschicht angefüllt ist und den Zweck hat, das noch mit schwimmenden Schmutzteilen behaftete Wasser zu filtrieren.

Die Sputa werden in einem Kessel gesammelt und einschliesslich des für die Reinigung der Flaschen benutzten Spülwassers gekocht und gelangen auf diese Weise keimfrei in die Abflussleitungen.

Für die Ausführung ist die Bau- und Feuerordnung für den Regierungsbezirk Hildesheim vom 12. Juni 1907 zu Grunde gelegt.

Die Treppe im Hauptgebäude wird feuersicher in Kunststein, die Treppe des Wohnhauses massiv zwischen T Trägern ausgeführt. Die Fussböden erhalten im Hauptgebäude durchweg Linoleumbelag auf massiven resp. Balkendecken mit darauf befindlichen Gipsestrich.

Die Lüftung erfolgt durch die oberen Kippflügel der Fenster. Alle sonstigen baulichen Konstruktionen sind in einfacher aber den Anforderungen des modernen Krankenhausbaues entsprechender Weise angenommen. Es werden sämtliche Ecken in Fussböden, Wänden und Decken ausgerundet und bei der Ausstattung jegliche Profilierung vermieden.

Die Architektur passt sich dem Gelände an und ist die heimische Formsprache der niedersächsischen Holzarchitektur gewählt.

Sülzhayn, den 6. Mai 1911
Der Bauherr: Rudolf Wasmund

Charlottenburg, den 6. Mai 1911
Für die Ausführung: Mohr u. Weidner, Architekten«

Sanatorium Wasmund in Sülzhayn im Harz
»Das Sanatorium Wasmund in Sülzhayn im Südharz geht zur Zeit seiner Vollendung entgegen. Es bietet Platz für 32 lungenkranke Patienten, die fast durchweg in Einzelzimmern Aufnahme finden können.

Die Pläne für den Bau und die gesamte Einrichtung stammen von den Architekten Mohr und Weidner, Charlottenburg, welche auch die Oberleitung bei der Ausführung ausüben.

Dem Wunsche des Besitzers entsprechend ist im Zusammenhang mit dem Sanatorium am Ostflügel sein Wohnhaus angegliedert, dem auf der anderen Seite die Liegehallen das Gleichgewicht halten.

Im Erdgeschoß befinden sich außer dem Büro die Gesellschafts- und Speiseräume der Patienten, die durch eine Anrichte und Aufzug in bequemen Zusammenhang mit der im Untergeschoß befindlichen Küchenabteilung gebracht sind.

Das Haus wird in allen Teilen hygienisch ausgebaut, erhält eine zentrale Warmwasser-Heizungsanlage, da es während des ganzen Jahres geöffnet ist, Warmwasser-Versorgung und Einrichtungen zur Sputum-Vernichtung.

Die Kosten der ganzen Anlage mit Einfriedung und Regulierung des Geländes einschließlich der Aufwendungen für den Bau des anschließenden Wohnhauses sind mit 120.000 Mark veranschlagt. Die Kosten der Einrichtung betragen 30.000 Mark.

Der Sockel ist mit in der Nähe gebrochenen Werksteinen verblendet, die Flächen darüber werden mit Edelputz in Spritztechnik beworfen, das Holzwerk erhält dunklen Anstrich.«

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