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Die Pastoren der evangelisch-lutherischen Gemeinde Niedersachswerfen
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Ernst Gustav Karl Helmer
* 12. November 1891 in Braunschweig
† 18. Mai 1980 in Bad Harzburg
[] 21. Mai 1980 in Bad Harzburg

| Vater:
Wilhelm Ferdinand Ernst Conrad Helmer
* 12. Oktober 1859 in Braunschweig
† 27. August 1937 in Niedersachswerfen
Schreiber / 1866–1874 Besuch der Mittleren Bürgerschule in Braunschweig (West), ohne Prüfung abgegangen / 1874–1875 Schreiber im Assekuranzgeschäft von F. Münster in Braunschweig / 1875–1877 Schreiber im Herzoglichen Intelligenzkontor in Braunschweig / 1877–1926 Dienst beim Magistrat der Stadt Braunschweig / 1877–1885 Schreiber / 1881–1883 Privatunterricht und Besuch der Städtischen Realschule in Braunschweig, 1883 Examen / 1885–1900 Magistratsschreiber / 1900–1906 Assistent im Rechnungsbüro / 1906–1926 Vorsteher im Rechnungsbüro / 1908 Stadtrevisor / 1920 Rechnungsrat / Versetzung in den Ruhestand am 1. Januar 1927

| Mutter:
Antonie Helene Wilhelmine Helmer geb. Bauermeister
* 3. Dezember 1860 in Braunschweig
† 1. Januar 1936 in Niedersachswerfen

| Schulischer Bildungsweg:

| Studium der Theologie:

| Ordination: 4. Juli 1920 in Wolfenbüttel/St. Johannis

| Pfarrstellen:

| Ruhestand: ab 1. Dezember 1961; ab 3. Oktober 1963 Hauptwohnsitz in Bad Harzburg

| Veröffentlichungen:

| Auszeichnungen:

| Erste Ehefrau: Heirat am 14. März 1922 in Braunschweig (standesamtlich) [4] mit
Klara Antonie Ilse Bank [5]
* 13. Dezember 1893 in Braunschweig
† 26. Oktober 1949 in Braunlage
[] 29. Oktober 1949 in Braunlage

| Vater:
Emanuel Bernhard Ludwig Edmund Bank
* 12. Juli 1861 in Bevern
† 1. Januar 1927 in Braunschweig
Finanzrat im braunschweigischen Staatsdienst / Besuch des Herzoglichen Gymnasiums in Blankenburg/Harz, Reifezeugnis 1881 / 1881–1885 Studium der Rechtswissenschaften in Berlin / 1892 Assessor bei der Alters- und Invaliditätsversicherung der Provinz Braunschweig / 1894 Assessor bei der Herzoglichen Kreisdirektion in Helmstedt / 1895 Regierungsassessor (A) bei den Landesverwaltungsbehörden / 1899 Regierungsrat (A) / 1914 Finanzrat und etatmäßig ordentliches Mitglied der Landesfinanzbehörden / 1920 Oberregierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung

| Mutter:
Betti Helene Auguste Bank geb. Mansfeld
* 20. Dezember 1867 in Wolfenbüttel
† 15. Oktober 1957 in Wolfenbüttel
ohne Beruf

| Kinder aus I. Ehe:
Karl Eduard Ernst Erich Helmer
* 27. Dezember 1922 in Braunschweig-Riddagshausen
† 4. August 2021 in Berlin
Theologe / 1953–1959 Pastor in Mariental, Kreis Helmstedt / 1959–1961 Pastor in Groß Gerau/Stadtkirche / 1961–1968 Militärpfarrer beim Jagdbombergeschwader 33 in Büchel / 1968–1970 Pastor an der Hochschulkirche Berlin-Charlottenburg / 1970–1975 Patronatspastor in Hohenstein/Ostholstein / 1975–1980 Pastor und Präses in Saarbrücken-Malstatt / 1980–1983 Pastor in Braunschweig-Wenden/St. Johannes Baptista, 1983 fristlose Entlassung und Emeritierung / 1988–1994 Betriebsseelsorger der Deutschen Bundesbahn bei der Deutschen Schlaf- und Speisewagen-Gesellschaft (DSG)
• verheiratet in [6]

1. Ehe: am 5. Januar 1946 in Ilfeld mit
Maria Margarete Julia Westphal
* 9. September 1924 in Santiago de Chile

Beruf: Krankenschwester

Hans Gustav Bernhard Justus Helmer
* 2. Juli 1925 in Braunschweig-Riddagshausen
† 9. März 1945 in Neustadt/Südharz [7]
1935–1942 Besuch des Gymnasiums in Nordhausen am Harz / 1945 Gefolgschaftsmitglied der Mittelwerk GmbH (Kohnstein bei Niedersachswerfen)

Heinrich Hermann Wilhelm Martin Helmer
* 6. November 1926 in Braunschweig-Riddagshausen
† 21. Februar 1977 in München-Aschheim
Theologe / 1937–1939 Besuch des Gymnasiums in Nordhausen am Harz / 1939–1943 Besuch des Musischen Gymnasiums in Frankfurt am Main / 1943–1944 Luftwaffenhelfer in Magdeburg, anschließend Einberufung zur Wehrmacht / Teilnahme am Zweiten Weltkrieg [8] / Ordination am 24. Oktober 1954 in Brandenburg an der Havel / 1951–1954 Prädikant in Langen bei Wustrau / 1954–1955 Hilfsprediger in Langen bei Wustrau / 1955–1962 Pastor in Berlin-Köpenick/Stadtkirche St..... / 1962–1963 Pastor in Berlin/St. Marien-St. Nikolai / 1963 Flucht nach Berlin (West) / 1964–1965 Pastor beim Volksmissionarischen Werk der Evangelischen Kirche von Westfalen in Witten an der Ruhr / 1965–1968 Pastor der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Oslo (Norwegen) / 1968–1969 Geschäftsführer des 14. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Stuttgart (1969) / 1969–1971 Pastor in München/Jesaja-Kirche / 1971–1975 Pastor primarius in München/Dreieinigkeitskirche, zugleich Prodekan des Prodekanates München-Ost / Versetzung in den Ruhestand am 1. Dezember 1975
• Heirat am 4. November 1951 mit

Friedesine Wenzel
*

Beruf:
Tochter von Kirchenrat Dr. D. Theodor Wenzel

Ilse Helene Monika Helmer
* 25. August 1932 in Braunschweig
† 25. Juni 1992 in Murnau
Krankenschwester (Zehlendorfer Diakonieverein)
• verheiratet mit

Jürgen Eltzschig
*

Beruf:

| Zweite Ehefrau: Heirat am 13. Januar 1951 in Bad Harzburg (standesamtlich) [9] mit
Ilse Elfriede Herta Harms
* 3. Januar 1922 in Niedersachswerfen
† 2. März 2013 in Hannover
[] 8. März 2013 in Bad Harzburg
Beruf: Krankenschwester

| Vater:
Karl Paul Harms
* 4. Oktober 1891 in Niedersachswerfen
† 25. Juli 1976 in Niedersachswerfen
Fabrikarbeiter, Rangiermeister

| Mutter:
Frieda Henriette Harms geb. Deistung
* 10. Oktober 1893 in Osterode/Südharz
† 25. Mai 1968 in Nordhausen am Harz

| Kinder aus II. Ehe:
U. Helmer (Sohn)

J. Helmer (Sohn)

P. Helmer (Sohn)

| Anmerkungen zur Biografie von Karl Helmer

Die Braunschweigische Landeskirche übernahm nach der Machtübernahme 1933 die Ziele des Nationalsozialismus und gestaltete unter Vorherrschaft der Deutschen Christen (DC) die Kirche im Sinne der herrschenden Ideologie um. Ablehnung und Widerstand gegenüber den Zielen der Deutschen Christen übten insbesondere die Mitglieder des 1933 gegründeten Pfarrernotbundes der Bekennenden Kirche. Zu den etwa 70 Mitgliedern der Bekennenden Kirche in der Pfarrerschaft der Braunschweigischen Landeskirche gehörte auch Karl Helmer. Geleitet wurde der Bund innerhalb der Braunschweigischen Landeskirche u. a. durch Helmers Amtsvorgänger in Braunlage, Pastor Heinrich Lachmund (1875–1952).
In Ermahnung an den Bibelvers »Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.« (Apostelgeschichte 5, Vers 29) lehnte Karl Helmer als Mitglied der Bekennenden Kirche das deutsch-christliche Kirchenregiment ab. Dies hatte zur Folge, daß er 1934 aus seinem Pfarramt in Braunlage gedrängt und zwangsversetzt wurde. Durch ein geschicktes Wahlmanöver bestand der dortige Kirchenvorstand 1934 nur noch aus uniformierten Nazis, die Karl Helmer sogar daran hinderten, die Kirche zu betreten. Ziel war die Neubesetzung der Pfarrstelle mit einem Deutschen Christen. Offen und unter Gewaltandrohung wurde seitens der Fraktion und Kreisleitung der NSDAP von Helmer verlangt, Braunlage zu verlassen. Treibende Kräfte für Helmers legale "Beseitigung" aus dem Amt waren außerdem Wilhelm Beye (1903–1975), Mitbegründer der Braunschweiger Deutschen Christen, der im September 1933 vom Landeskirchentag (dem nur Deutsche Christen angehörten) zum Landesbischof gewählt wurde, und der Oberkirchenrat Johannes Schlott (1878–1953), Mitbegründer der Deutschen Christen und Mitglied der NSDAP. Zu Letzterem erinnert sich Erich Helmer, der älteste Sohn von Pastor Helmer, in seinem Brief vom 11. Oktober 2003 an den Verfasser, »... daß damals im Juni 1934 Oberkirchenrat Schlott in brauner Uniform erschien und mein zwei Jahre jüngerer Bruder die Tür öffnete. Schlott begrüßte ihn "Heil Hitler, mein Junge". Mein Bruder antwortete: "Das sagen viele, wir sagen Guten Tag." Damit war unsere Gesinnung klar.«
Im Sommer 1934 wurde Karl Helmer schließlich nach Bettingerode zwangsversetzt und hielt am 1. Juli 1934 seine Abschiedspredigt in Braunlage. Am Konflikt mit der Kirchenleitung änderte dies freilich nichts. Aufgrund freundschaftlicher Beziehungen bot die Hannoversche Landeskirche Helmer 1936 die im Jahr zuvor vakant gewordene Stelle in Niedersachswerfen an. Doch auch die Amtszeit in Niedersachswerfen war überschattet von Auseinandersetzungen mit dem Nazi-Regime. So wurden die sonntäglichen Gottesdienste in Niedersachswerfen nicht nur durch die Hitlerjugend gestört, die mit Trommel und Fanfaren um die Kirche zog, sondern auch durch Steinwürfe auf bzw. durch die Fensterscheiben; eine "Tradition", die sich leider bis in die Gegenwart erhalten hat. In dem bereits erwähnten Brief vom 11. Oktober 2003 an den Verfasser berichtet Erich Helmer über die Zeit in Niedersachswerfen: »Die Gestapo war unser ständiger "Gast", um nach "verbotenen" Schriften der Bekennenden Kirche zu suchen. Die Frauenschaftsleiterin, Frau Jäger, machte "Hausbesichtigungen" und forderte das Abhängen von Wandbildern mit biblischen Motiven, andernfalls müßten Strafmaßnahmen ergriffen werden. Ob Briefträger oder Schulleiter Brandes - beide griffen immer wieder an, weil wir nicht mit "Heil Hitler" grüßten. An einem Tag hing eine tote Katze an unserer Haustür mit einem Schild: "Bist Du morgen auch noch hier, geht es Dir wie diesem Tier!"«
1938 fasste Karl Helmer gegen den Willen seiner Familie den Entschluß, nach Berlin zu fahren, um Hitler oder Goebbels zu einem Gespräch zu bewegen, da seiner Überzeugung nach die politischen Angriffe ohne Kenntnis der Führung des Deutschen Reiches geschahen. Im Auftrag der Familie wurde Helmer in Potsdam von Freunden abgefangen und aus dem Zug geholt. Zum Schutz seiner Person erfolgte die vorübergehende Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Karl Helmer erlitt daraufhin einen Schwächeanfall und brauchte mehrere Wochen zur Genesung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Pastor Helmer als Zeichen der Wiedergutmachung erneut die Pfarrstelle in Braunlage übertragen, aus der er 1934 unrechtmäßig gedrängt worden war. Dieses Angebot seitens der Braunschweigischen Landeskirche war sicher wenig überlegt, denn seine Widersacher in Braunlage waren mit Kriegsende nicht aus der Welt. Wie Helmer selbst zu dem Angebot einer Rückkehr nach Braunlage stand, ist nicht überliefert. Laut Angaben der Braunschweigischen Landeskirche scheiterte seine Rückkehr an »der Verweigerung der Ausreisegenehmigung aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone

[1] Das Theologiestudium in Göttingen wurde von 1914–1918 durch freiwillige Teilnahme am Ersten Weltkrieg unterbrochen bzw. beendet:

Die Exmatrikulation an der Universität in Göttingen erfolgte am 4. Januar 1918.

[2] Zeitzeugenbericht von Pastor i. R. Gerhard Knuth, Ilfeld:
»Zu Pastor Helmer. Er war nicht groß und von hagerer Statur. Er war in jeder Hinsicht beweglich, schnell, aber ruhig, nicht aufgeregt. Er hatte einen asketischen Gelehrtenkopf, blondes dünnes Haar, eine Brille. Er guckte munter, oft lächelnd oder verschmitzt. Bei der Predigt richtete er seine Augen manchmal in die Ferne, reckte sich ein wenig, das Kinn leicht angehoben. Aber er guckte auch in die Gemeinde hinein, schmunzelnd, wenn er etwas Spöttisches sagte. Er sprach durchaus volksnah. Er hatte eine klare, feste Stimme. Ich hatte damals noch keine Ahnung davon, wie eine Predigt "gemacht" und gehalten wird. Ich möchte aber meinen, er hat nie ein Manuskript auf der Kanzel gehabt, sondern die Predigten frei und flüssig gehalten. [...] Ich habe Pastor Helmer nie wieder gesehen, was ich bedauert habe. Er hat sich noch einmal mit einer Sachswerferin verheiratet. Seine spätere zweite Frau war schon als Hausmädchen in der Familie gewesen.«
(Knuth, Gerhard: Erinnerungen an meine Zeit in Niedersachswerfen 1945–1950. Maschinenschrift, unveröffentlicht)

[3] Der Wochenbrief für Niedersachswerfen und Crimderode—Rüdigsdorf erschien zweimal im Monat und enthielt neben den Bekanntmachungen aus den Gemeinden zahlreiche Beiträge zu religiösen, geschichtlichen, sozialen und politischen Themen. Leider wurde der Wochenbrief nach 1933 zunehmend von politischen Beiträgen aus dem NS-Parteiapparat durchsetzt, bis sein Erscheinen 1941 eingestellt wurde.

[4] Trauung am 14. März 1922 in Braunschweig/St. Johannis

[5] Ilse Helmer geb. Bank war Halbjüdin.

[6] Erich Helmer war dreimal verheiratet. Die beiden ersten Ehen wurden geschieden.

[7] Todesursache laut standesamtlichen Sterberegister: »Schußverletzung des rechten Oberschenkels mit Verletzung der Arteria femoralis.« [zugefügt im Kohnstein]

[8] Zum Militärdienst von Martin Helmer im Zweiten Weltkrieg konnten folgende Angaben ermittelt werden:

[9] Trauung am 13. Januar 1951 in Bad Harzburg/Lutherkirche

Literatur:

Zeitungsartikel / Anzeigen:

Zeitzeugenberichte:

Quellen:

Internet:

Bildnachweis:

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